09. Feb

"Einfach coole Berufsorientierung" - Interview mit Juliane Wäntig

Juliane Wäntig, Abiturienten des Berthold-Brecht-Gymnasiums in Schwarzenberg hat 2019 an der "Talenteschmiede bewegt" teilgenommen und berichtet exklusiv bei uns im Interview, was sie begeistert und überzeugt hat.

 

Wie ist dein Gefühl dazu, wie ihr als Schüler zu Schulzeiten einen Einblick in die Berufswelt bekommt?

So richtig viel Einblick kann man zu Schulzeiten in die Berufswelt gar nicht bekommen. Man bekommt von den Eltern und der Familie einiges von deren Berufen mit, in denen sie arbeiten, und bekommt damit auch ein genaueres Gespür dafür, aber das ist dann nur auf diese Bereiche bezogen. Was noch eine Rolle spielt sind Fernsehserien. In Arzt- oder Anwaltsserien bekommt man schon eine Vorstellung vom Berufsalltag, auch wenn das natürlich nicht alles realistisch ist. Für unsere Generation ist es spannend und schließt auch auf diesem Weg Interesse auf diese Jobs.

Wie siehst du die Rolle der Schulen in der Berufsorientierung?

Ehrlich gesagt glaube ich, dass die Schulen da gar nicht so viel machen können. Es gibt wirklich einige gute Konzepte, die Schüler zum Thema Berufsorientierung abholen, aber alle haben einen entscheidenden Nachteil – sie sind nicht individuell genug. Oft sind es Gruppenangebote wie Vorträge, die die persönlichen und hohen Bedürfnisse der Jugendlichen nicht abdecken können und die thematisch zu breit gefächert sind.

Bei mir selbst war das Thema Berufsorientierung ab der 5. Klasse in unterschiedlicher Form bis zur 11. immer wieder dran. Es gab Bewerbungstrainings, die Bundesagentur für Arbeit hat mit uns einen Test gemacht und es gibt ein Wahlfach das sich „Wege ins Berufsleben“ nennt. Daraus kann man sich was mitnehmen, aber es ist nie richtig rund und passt auch manchmal zeitlich nicht gut. Zum Beispiel wäre es viel sinnvoller die Woche zur Berufsorientierung vor die Kurswahl zu legen, um dann gezielter auf den Berufswunsch abgestimmte Leistungskurse zu wählen. Ich finde es daher cool, dass meine Schule die „Talenteschmiede bewegt“ in ihr BO-Konzept aufgenommen hat.

Du hast den Workshop der „Talenteschmiede bewegt“ unabhängig schon vor deinen Klassenkameraden auf Eigeninitiative mitgemacht. Was hast du dir im Vorfeld unter der „Talenteschmiede bewegt“ vorgestellt?

Meine Mutter hat das Thema zuerst aufgeschnappt und nachdem wir darüber gesprochen haben, war ich neugierig und hab einfach mitgemacht. Ich bin relativ unvoreingenommen an die Sache herangegangen und war offen und gespannt, wie der Tag läuft. Ich hatte ein gewisses Bauchgefühl, was beruflich zu mir passen könnte und hatte vielleicht ein wenig auf Bestätigung gehofft. Was ich noch interessant fand, war die Art und Weise des Konzeptes – „Coole Berufsorientierung“.

Wie hast du den Workshoptag für dich erlebt und hat sich etwas an deiner Wahrnehmung gegenüber deinen Mitschülern geändert?

Da ich an dem Workshoptag schon außerhalb meiner Schule teilgenommen habe, bin ich in der Schule nicht nochmal dabei gewesen. Für mich war das aber auch sehr spannend, da ich somit in einer Runde war, in der ich niemanden kannte und danach so viel über diese Menschen erfahren durfte. Das war für mich viel wert.

In der Schule war es dann schon so, dass ich meine Mitschüler bestärkt habe die Talenteschmiede mitzumachen und auch danach kamen viele zu mir und wollten wissen wie es bei mir war und es sind viele Diskussionen entstanden. Es hat eine ganz eigene Dynamik angenommen und richtig Spaß gemacht. Es gab sogar einen Teilnehmer, der nach dem Tag seine Leistungskurse noch einmal geändert hat, um für das Ergebnis der Studienrichtung die geeignetere Wahl zu treffen.

Hättest du die „Talenteschmiede bewegt“ nicht kennengelernt, wonach hättest du wahrscheinlich deine Berufs- und Studienwahl getroffen?

Ich stamme aus einer Ingenieursfamilie und dazu war ohne Zweifel eine Verbindung da. Dennoch hat es mich auch gereizt Lehramt für Englisch und Geschichte zu studieren, so rein aus dem Bauchgefühl und Interesse heraus, wie ich es aus der Schule kannte. Richtig wusste ich aber noch nicht wohin die Reise gehen soll.

Mit den Ergebnissen aus dem Talenteschmiede-Workshop gehe ich nun doch ins Ingenieurstudium und habe meine Leistungskurse Mathe-Physik danach ausgewählt. Ich weiß, dass besonders die ersten beiden Semester mit den Naturwissenschaften hart werden, aber weil mein Ziel jetzt klarer ist, glaub ich schon, dass ich mich da gut durchbeißen kann.

Hast du von dir eine andere Selbstwahrnehmung bekommen, nachdem du deine Talente erfahren hast? Wenn ja, nimmst du dich selbst im Alltag bewusster wahr und setzt deine Stärken gezielter ein?

Julianes fünf ausgeprägtesten Talente:

  • Ideensammler
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Tatkraft
  • Höchstleistung
  • Kontext

Was ich auf alle Fälle gut finde ist, dass ich mir jetzt vieles besser erklären kann. In meiner Talentestruktur gab es keine übermäßigen Überraschungen, aber wenn man die fünf stärksten Talente schwarz auf weiß sieht und sich mit diesen auseinandersetzt, dann kann man das eigene Verhalten und das anderer besser reflektieren. Wenn Dinge manchmal wie Kamikatzeaktionen von mir wirkten, dann weiß ich jetzt, dass der Ideensammler, die Tatkraft und der Höchstleister direkt in die Umsetzung einer Idee gegangen sind.

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